Liebe Gemeinde,
Zu Beginn eines immer noch relativ jungen Jahres fragt mensch sich fast schon naturgemäß: Was dürfen (oder wessen bedürfen), was brauchen wir wirklich in dieser Zeit zum (Über-)leben – oder auch nicht?
»All you need is less«, d.h. übersetzt so viel wie »Alles, was du brauchst, ist weniger«, so lautete es in Abwandlung eines berühmten Beatles-Titels in der Überschrift zu einer modernen Tanztrilogie, die ich zusammen mit meiner Frau »zwischen den Jahren« im Staatstheater Braunschweig besuchen durfte. »Alles, was du brauchst, ist weniger« – dieser Zuspruch könnte auch der Leitsatz für die alljährlich nach Aschermittwoch beginnende Fastenzeit mit der Aktion »7 Wochen Ohne« sein; diese erschöpft sich ja keineswegs im bloßen Verzicht auf etwas, sondern macht vielmehr aus der Not des scheinbar materiellen Ermangelns die Tugend des geistreichen Dazugewinnens: Weniger ist eben manchmal wirklich mehr!
So heißt es denn auch im Votum inmitten dieser Vorbereitungszeit auf das Osterfest am 4. Sonntag der Passionszeit im Evangelium nach Johannes: »Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, dann bringt es viel Frucht« (Joh 12,24). Dem entspricht, wie auf dem Titelblatt unserer Ausgabe, auf der einen Seite das Wasser+Brot-Tablett mit dem Jungpflanzenbeet auf der anderen, der Kehrvers des gleichnamigen Liedes: »Alles muss klein beginnen (lass etwas Zeit verrinnen, und plötzlich steht es da)!« Mitten im Spannungsfeld zwischen vermeintlichem Verlust und unvermutetem Zugewinn erwächst etwas ganz Neues, dem – wie Hermann Hesse in seinem Gedicht Stufen betont – »ein Zauber innewohnt«.
Lassen auch wir uns befreien vom unnötigen äußeren Ballast zur notwendigen inneren Lust an der Weiterreise mit leichterem Gepäck, denn es gilt seit je her: Weniger ist einfach mehr! In diesem Sinne allen eine noch gedeihliche Vorfrühlings- und gesegnete vorösterliche Zeit.