Eine gute Botschaft aus fernen Landen ist wie kühles Wasser für eine durstige Kehle. Sprüche 25, 25

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01.02.2025 Kategorie: Nachrichten_alle, Nachrichten_Flechtorf

Liebe Leserschaft unseres Gemeindebriefs!

»Ich sehe was, was du nicht siehst ...«

»Ich sehe was, was du nicht siehst ...« – ein seit Urzeiten beliebtes (nicht bloß Kinder-)Spiel! Was haben Sie/ihr beim Anblick unseres Titelblattes gesehen oder auch nicht? In der Mitte eine Vase oder zwei seitliche Profile? Je nach Blickwinkel: seit hunderten von Jahren Ansichtssache.

In unseren zunehmend unsicherer werdenden Zeiten von sog. »K(ünstlicher) I(ntelligenz)« wird es für uns mit natürlicher Intelligenz begabte Menschenkinder immer schwieriger zu unterscheiden zwischen Wahrheit und Lüge bzw. Schein und Sein.

Wesentlich scheint mir, in diesem Wirrwarr den Durchblick zu bewahren und die richtige Richtung, sprich: Orientierung, beizubehalten

im ursprünglichen Sinne des Wortes, nämlich: nach Osten hin; dort, wo die Sonne jeden Morgen neu aufgeht und nach christlichem Verständnis »am ersten Tag der Woche sehr früh« (Mk 16,2) die Frauen am leeren Grab die neue Weltsicht in Augenschein nahmen. Der sich ihnen dort auftuende neue Blickwinkel und die sich von daraus eröffnende neue Sichtweise der Dinge sollten wir tunlichst verinnerlichen.

Der Apostel Paulus hat diese zutiefst christliche Perspektive in seinem ›Hohelied der Liebe‹  wie folgt beschrieben: »Wir sehen jetzt durch einen Spiegel in einem dunklen Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, gleichwie ich erkannt bin« (1Kor 13,12). Und diesen – frei nach Martin Luther – »fröhlichen (Perspektiv-)Wechsel« umschreibt Christian Morgenstern in einem Gedicht mit dem Titel Vice versa, was übersetzt in etwa so viel heißt wie »blicke um dich«:

Ein Hase saß auf einer Wiese,

des Glaubens, niemand sähe diese.

Doch, im Besitze eines Zeißes (= Fernglases),

betrachtet voll gehaltnen Fleißes

vom vis-à-vis gelegnen Berg

ein Mensch den kleinen Löffelzwerg.

Ihn aber blickt hinwiederum

ein Gott von fern an, mild und stumm.

 

Ich wünsche allen, gerade in diesen immer undurchsichtiger erscheinenden Zeiten, einen umsichtigen Blick auf Gott und die Welt.

Beitrag von Pastor Siegfried H. Neumeier