Eine gute Botschaft aus fernen Landen ist wie kühles Wasser für eine durstige Kehle. Sprüche 25, 25

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21.03.2020 Kategorie: Nachrichten_alle, Nachrichten_Flechtorf

Wort zur Woche

Liebe Gemeinde im Exil der Corona-Krise!

In Zeiten wie diesen, wo unsere gewohnten Handlungsspielräume bis auf das Äußerste eingeschränkt sind – inklusive von Gottesdiensten und gemeindlichen Aktionen – ist es sicherlich gut, mit einem geistlichen Wort in die neue(n) Woche(n) zu gehen. Ich werde deshalb bis auf Weiteres jeweils zum Beginn der nach christlichem Verständnis mit dem Sonntag beginnenden neuen Woche eine solche Kurz-Predigt zur Verfügung stellen: Online auf der Homepage und in Papierform zur persönlichen Verteilung. Angeregt durch die Tageslosung vom Frühlingsanfang aus Psalm 27 „Der Herr deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt mich im Schutz seines Zeltes“ (5) ist mir eine andere Geschichte aus dem ersten Teil der Bibel  eingefallen. Im 2. Buch Mose, dem Buch „Exodus“ wird bei diesem Auszug aus Ägypten von den berühmt-berüchtigten zehn Plagen berichtet. Mit diesen soll der selbstherrliche Pharao endgültig dazu bewogen werden, das Volk Gottes aus der Knechtschaft ziehen zu lassen. Die letzte dieser Plagen bedroht das Leben der gesamten Nachkommenschaft und Gott weist die Israeliten an, in der besagten Nacht in ihren gekennzeichneten Hütten zu bleiben, um zu überleben (Ex 12); sie sollen sozusagen im geschützten Raum der Hütte bleiben, bis das Unglück vorüberziehe! Ich sehe in übertragenem Sinn darin ein Sinnbild für die elementare und existentielle Bedrohung, in der wir uns zur Zeit allseits befinden. Es ist absolut überlebensnotwendig, in diesen, nicht nur auf eine Nacht beschränkten dunklen Zeiten den darin (an-)gebotenen Schutzraum unbedingt wahrzunehmen! Nehmen wir die fürsorglich gegebenen Anweisungen ernst und unsere persönlichen Schutzräume unbedingt wahr – auch wenn die Ausgangsperre noch nicht flächendeckend verfügt worden ist: sie wird uns qausi „über Nacht“ ereilen. Bleiben wir also als gesamtgesellschaftliche Risikogruppen in solidarischer Verantwortung im und zu Haus – „und unter dem Schatten seiner Flügel bis das Unglück vorüberziehe“(Ps 57,2). Auf engem, aber geschützten Raum und im kleinen Kreis, aber verbunden durch das große Band des gemeinsamen Zieles: dem Auszug/Exodus aus dem vorübergehenden Eingesperrtsein/Exil  in die wiedererlangte Freiheit der Menschenkinder Gottes. Die alles bislang fest Geglaubte fundamental in Frage stellende widrige Zwischenzeit sollte dabei genutzt werden, die bisherigen Einstellungen grundsätzlich zu hinterfragen und sich bereits im Hinblick auf die erhoffte Zukunft gänzlich neu aufzustellen. Um diese weiterreichende Perspektive in Zeiten nur allzu realer Angst und Enge nicht aus dem Blick fallen zu lassen, brauchen wir Orientierung, die über Zeit und Ort hinausreicht. Im O-Ton des längsten Psalms lautet es dazu: „Dein Wort, Herr, ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg.“ (Ps 119,105). Lassen wir uns davon bereits jetzt ein Stück weit heimleuchten über die vorübergehenden Dunkel hinaus.

Zu guter letzt noch ein praktischer Hinweis, wir in diesen Zeiten ohne gemeinsame Gottesdienste miteinander geistlich verbunden bleiben können, auch über das mittägliche Läuten mit Vaterunser und die alternativen Darbietungen von Andachten: Aus einer Gruppe, die sonst alljährlich vor Ostern für eine Woche auf eine Nordseeinsel zum Bibliodrama gefahren ist, stammt die Anregung, in einer bestimmten dafür reservierten Zeit im Tagesablauf individuell ein Wochenlied für sich und andere anzustimmen. In dieser zu Ende gehenden Woche ist das „All Morgen ist ganz frisch und neu“ (EG 440) gewesen und in der neuen Woche soll es das Lied „Er weckt mich alle Morgen“ sein - und wenn Sie wollen, stimmen Sie einfach mit ein! Im übrigen gilt nach wie vor:                   

Passen Sie gut auf sich auf und bleiben Sie behütet!

Es grüßt Sie Pfarrer Siegfried H. Neumeier,

Beitrag von S. Neumeier